Sch-Reinis Einsicht: „Viel Volk, viel Krampf oder einfach der Hammer?“

„Eigentlich bin ich überrascht. Überrascht, dass sich bei schönem Wetter so viele Leute für Holz interessieren, für die Menschen hinter dem Holz und dem, was aus Holz so alles entstehen kann. Und natürlich interessierten sie sich auch für Plätzli. Und für Raclette. Für die Wurst oder zwei. Für das Bier im Allgemeinen. Und den Wein im Besonderen. Und für Foto. Kleiderbügel. Virtual Reality. Ländlermusik. Rock und Blues.

Und ab und an auch Interesse für Sch-Reini. Hände schütteln. „Salut, wje geit’s!“ sagen. Smalltalk. Oder „Hesch mer nuch es Pjeer?“ ans Ohr geknallt. Ich mutiere zum Kellner. Zum Unterhalter. Zum Interviewpartner. Zum Mädchen für alles. Ich hinterfrage mich. Denn eigentlich hab ich doch mit Holz zu tun, ich Holzkopf! Jetzt plötzlich all die Menschen…

Seit Wochen sind wir am vorbereiten. Ideen sammeln. Programm machen. Inhalt organisieren. Fotobox besorgen. Musik buchen. Moderator kürzen oder heisst das briefen? Essen vorbereiten.

Und erst das Aufräumen. Die Werkstatt auf Vordermann bringen. Kreissäge polieren. „Sagetä“ so unter die Maschine fegen, dass man sie erst auf Knien liegend wieder zu Gesicht bekommt.  Und Holzreste entsorgen. Schönes Holz. Gutes Holz. „Da chennteme doch nu appis drüs mache!“

Nicht zu vergessen die Knacknuss: Wie unterhalte ich die Besucher. Mit Wettbewerben? Mit Wettkämpfen? Mit Infotainment? Mit Rundgang? Plakat? Give away? Bastelei? Musik? Am besten gleich alles zusammen. Das „fägt!“

Und jetzt? Was bleibt? Der Preis beim Wettbewerb? Der Kater vom Wein? Das Bauchweh von zu viel Wurst? Der Muskelkater im Sprechapparat? Das Surren im Kopf vor lauter Menschen? Oder kommt das doch von Joëls lautem Gitarrenriff? Oder von Waldis überbordender Stimme via Lautsprecher?

Was bleibt sind, glaube ich, Begegnungen. Die sind übrigens viel zu selten, die Begegnungen. Hier hat man Zeit dafür. Denn es geht nicht um Offerten. Es geht nicht um Bestellungen. Thema sind nicht die Termine. Auch nicht das eine oder andere Missgeschick. Kein Mitarbeiter krankt. Keinem fehlt ein Stück vom Finger. Oder braucht dringend frei.

Was bleibt sind Erlebnisse. Eindrücke. Ja, für jeden hat man zu wenig Zeit. Trotzdem mehr, als an normalen Tagen. Denn es geht um das Gegenüber. Es geht um das Miteinander. Es geht um das Du und das Ich und auch um das Wir.

Ok, viel Volk heisst auch viel Krampf! Aber ein Krampf mit direkter Lohnausschüttung: „Das heider de güöt gmacht!“ und „So vil Mjee mached jeer eiw ver insch?“ oder „Das gfallt mer hüöre güöt!“ und dann noch „Schad, git’s das nit mee!“

Lohn in Worten, die der Seele gut tun.  Mir natürlich. Aber auch dem Team. Einmal im Mittelpunkt stehen statt unter Druck. Einmal Zeit haben statt Termine. Einmal Mensch sein statt immer nur „Chrampfer“. Einmal zeigen, dass man stolz ist auf das, was man tut.

Das bleibt! Auch dann, wenn uns Termine, Druck, Offerten oder einfach der Alltag wieder zurückholen. Das ist der Hammer, oder?

Eiws Sch-Reini

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