Vom ersten Kinderbett bis zum letzten Abschied: Wie Holz unser Leben begleitet
Ein Fund mit Geschichte
Beim Aufräumen unserer alten Lagerräume, eigentlich nur mit dem Ziel, Platz für unseren neuen Aufenthaltsraum zu schaffen, entdeckten wir etwas Unerwartetes. Ganz hinten, in einem der obersten Schränke, lag eine verstaubte, alte Schachtel. Der Inhalt? Mehr als nur Staub vergangener Jahre.
Zwischen vergessenen Werkzeugen und ausgedienten Materialien fanden wir Dekorutensilien für Särge: Messinggriffe und Zierelemente. In diesem Moment kam eine vage Erinnerung an ein Gespräch mit meinem Vater zurück. Hatten sie früher wirklich auch Särge hergestellt?
Ich sprach meinen Onkel darauf an. Er bestätigte es: Ja, in den Anfangsjahren, ab 1958, gehörte die Herstellung von Särgen zum Angebot unserer Schreinerei dazu. Es war früher ganz normal, dass der Schreiner in der Region nicht nur Möbel, Türen oder Fenster fertigte – sondern auch den letzten Ruheort für Verstorbene.
Das Holz, meist Fichte, wurde zugeschnitten, gehobelt, zusammengesetzt. Griffe wurden angebracht, Dekorationen befestigt, der Deckel sorgfältig montiert. Jeder Sarg war Maßarbeit – handwerklich gefertigt, würdevoll gestaltet.
Schreinern für den letzten Gang….
Mein Onkel erinnerte sich sogar an eine besondere Begebenheit: Ein Verstorbener war ein besonders großer, kräftiger Mann – ein Maßnehmen war nicht mehr möglich. Also legte sich ein ähnlich gebauter Mitarbeiter der Schreinerei kurzerhand in den Rohbau des Sarges, um sicherzugehen, dass alles passte. Eine Geschichte, die heute fast unwirklich erscheint – und doch den Respekt und die Nähe zeigt, mit der man dem Tod begegnete.
Der Tod gehörte dazu – zu Hause, mitten im Leben
Die Särge wurden direkt zur Trauerfamilie gebracht. Die Verstorbenen wurden zu Hause aufgebahrt, im Wohnzimmer, zwischen den Menschen, die sie liebten. Freunde, Nachbarn und Verwandte kamen vorbei, um sich zu verabschieden – persönlich, nah, still. Holz war dabei nicht nur Material, sondern Träger der Erinnerung, der Würde, der letzten Ehre.
Holz – Lebensbegleiter von Anfang an
Dieser Fund liess mich wieder einmal über den Werkstoff Holz nachdenken. Denn Holz begleitet den Menschen wie kaum ein anderes Material – vom ersten Tag bis zum letzten.
Im Kinderbett beginnt das Leben. Der erste Tisch, an dem gemeinsam gegessen wird. Der Schrank, der Kleidung aufbewahrt. Oft auch das Spielzeug. Und schlussendlich der Sarg – alles aus Holz.
Vieles mit der Hand gemacht. Alles Teil des Lebens.
Wir Kinder schliefen in Betten, die unser Vater selbst gebaut hatte. Und ich habe später dieselben Möbel für unsere Kinder gemacht. So wird Holz auch zum Träger von Generationen – voller Wärme, Geschichte und Seele.
Heute: dieselbe Leidenschaft, neue Formen
Heute stellen wir keine Särge mehr her. Aber unser Handwerk ist geblieben – und unsere Liebe zum Werkstoff Holz ist gewachsen. In unserer Schreinerei entstehen heute individuelle Möbel und Küchen, Fenster und Türen, Innenausbauten und maßgeschneiderte Lösungen. Doch eines bleibt gleich:
Wir möchten Dinge schaffen, die bleiben. Die begleiten. Die einen festen Platz im Leben finden – und vielleicht irgendwann auch Erinnerungen tragen.
Denn Holz lebt. Es duftet. Es fühlt sich warm an. Es verändert sich mit der Zeit – und es erzählt Geschichten. Vielleicht ja bald auch Ihre.
Auf bald – und herzliche Grüsse
Ihr SchReini