Zeitreise im Goms: Was geschah am 7. Januar 1927?

Einblick in die Vergangenheit: Renovierung eines Walliser Hauses aus dem Jahr 1647
Es gibt Projekte, die gehen über das bloße Handwerkliche hinaus. In unserer  Schreinerei erleben wir immer wieder Überraschungen, wenn wir ältere Gebäude renovieren. Bei einem der letzten Umbauten bauten wir  in einem Walliser Haus eine Wohnung aus dem Jahr 1647 komplett um.
Das Entfernen der Wandverkleidung führte uns auf eine Zeitreise durch die Geschichte, gespickt mit Notizzettteln und einem Ausschnitt aus dem Berner Wochenblatt vom 7. Januar 1927.
Ein wahres Sammelsurium an Zeitdokumenten! 
Wie es in den alten Häusern oft der Fall war, wurden die Fugen des Wandholzes mit Zeitungen abgedeckt, um der  Zugluft etwas entgegenzuwirken. Dies aus Mangel an Alternativen.

Das Berner Wochenblatt von 1927 verriet uns damals aktuelle Ereignisse, die nicht nur historisch, sondern auch faszinierend sind:

Drahtloser Telefonverkehr zwischen London und New York, die Beschwerde des Bundesrats gegen hohe Fremdensteuern in Paris, ein entgleister Schwarzmeer Express mit tragischem Ausgang, die Erkrankung des neuen Kaisers von Japan und die steigende Arbeitslosigkeit in Paris, Lyon und Marseille. Diese Notizen vermitteln uns ein Stück Geschichte, das schon lange  in Vergessenheit geraten ist.

Doch wie gelangte diese Zeitung nach Bellwald? Eine Frage, die die Neugier in uns weckte. War es Verpackungsmaterial? Oder ein Besucher, der dieses Stück Geschichte nach Bellwald brachte?  Die Möglichkeiten sind so vielfältig wie die Geschichten, die sich in den Wänden verbergen.
Mich faszinieren solche Gedanken und Zeitreisen immer wieder aufs Neue!

Kreative Spuren an den Wänden: Einblick in das Verlangen nach Veränderung
Neben den Zeitungsausschnitten stolperten wir auch über angemalte Wände. Es scheint, als hätten die Bewohner von damals sich nach Veränderung gesehnt, so wie wir es heute tun. Die Wände wurden zu einer Art Leinwand, auf der sie ihre Kreativität auslebten.  Ob ihnen  die alten Strukturen zu langweilig erschienen?

Es ist erstaunlich, wie ein einfacher Wohnungsumbau zu einer Zeitreise durch Jahrhunderte werden kann. Bei jedem Handgriff fühlt es sich an, als ob wir die Vergangenheit atmen und die Geschichten der Menschen hören könnten, die vor uns in diesem Haus arbeiteten und lebten.

Vom Wohnungsumbau zur Zeitreise: Das Atmen der Vergangenheit
Solche Funde machen unseren Beruf als Schreiner zusätzlich reizvoll. Es ist nicht nur das Holz , sondern auch die Geschichten, die uns alte Häuser erzählen. Es ist schön, diese Geschichten ans Licht zu bringen und die Vergangenheit mit der Gegenwart zu verbinden.
Wir verpackten die Wände in einer dicken Schicht Isolaion, zuletzt wurde alles mit einem schönen Täfer abgeschlossen.

Übrigens: isoliert wurde wiederum mit Papier, Zellulose. Allerdings waren es diesmal 140mm Isolationsdicke. So schliesst sich der Kreis wieder.

Wer weiss, vielleicht findet in ein paar Jahrzehnten ein Berufskollege bei einem erneueten Wohnungsumbau diese Dokumente und fragt sich dann ähnliches……

#umbauoberwallis

 

 
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